Protokoll
der gemeinsamen Beiratssitzung des
Beirates für Wissenschaftliche Bibliotheken des Landes Sachsen-Anhalt
und des
Niedersächsischen Beirates für Bibliotheksangelegenheiten,
Sektion Wissenschaftliche Bibliotheken,

 
 
Termin: 23. September 1999
Tagungsort: Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb- und automatisierung (IFF) Magdeburg
Zeit: 13.30 - 16.30 Uhr
 

Tagesordnung:

  1. Begrüßung
2. Schwerpunkte der künftigen Entwicklung wissenschaftlicher Bibliotheken Teilnehmer

Sachsen-Anhalt:
Herr Prof. Dr. Galler (Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg/Vors. Bibliothekskommission)
Frau Heitmann (FH d. Polizei Aschersleben)
Herr Dr. Janson (FH Merseburg/Kanzler)
Herr Köhler (Theologische Hochschule Friedensau)
Herr Prof. Dr. Krug (FH Merseburg)
Frau Langenhan (FH Magdeburg)
Herr Dr. Oehmig (UB Magdeburg)
Frau Peters (Hochschule Harz Wernigerode)
Frau Schenkluhn (Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle)
Herr Schlenter (Hochschule Anhalt Köthen)
Herr Dr. Schnelling (Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle)

Gäste:
Herr Dr. Eichler (Kultusministerium Magdeburg)
Frau Hauck (Kultusministerium Magdeburg)
Herr Dr. Heeg (Kultusministerium Magdeburg)
Frau Schulz (UB Magdeburg/Protokoll)

Entschuldigt:
Frau Beier (FH Magdeburg / Stendal)
Frau Kettmann (Hochschule f. Kirchenmusik Halle)

Niedersachsen:
Herr Dr. Arnold (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) i. V. Prof. Dr. Schmidt-Glintzer
Herr Prof. Dr. Brandes (UB TU Braunschweig)
Frau Brauns (FH Nordostniedersachsen, Lüneburg)
Herr Dr. Cordes (UB Osnabrück)
Herr Dr.Cyntha (UB Clausthal-Zellerfeld)
Herr Dr. Dittrich (Niedersächsische. Landesbibliothek Hannover)
Frau Dr. Felsch-Klotz (Hochschulbibliothek Med. Hochschule Hannover)
Herr Dr. Geduldig (Hochschulbibliothek Hochschule Vechta)
Herr Havekost (Universitätsbibliothe/Bibliotheks-und Informationssystem Oldenburg)
Herr Dr. Koolman (Landesbibliothek Oldenburg)
Herr Marmein (in Wahrnehmung für UB Hildesheim)
Frau Dr. Michalowsky (UB Lüneburg)
Herr Prof. Dr. Mittler (Nieders. Staats- u. Universitätsbibliothek Göttingen)
Frau Nies (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig)
Herr Rosemann (UB/Technische Informationsbibliothek Hannover)
Herr Dr. Rump (Tierärztliche Hochschule Hannover)
Herr Prof. Schramm (FH Hannover, Fachber. Bibliothekswesen), i. V. Frau Prof. Dr. Schlünz
Herr Dr. Tielke (Landschaftsbibliothek Aurich)
Frau Walter (FH Braunschweig/Wolfenbüttel)

Gäste:
Frau Dr. Block (Verbundzentrale GBV)
Herr Diedrichs (Verbundzentrale GBV)
Herr Labach (Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur Hannover)
Herr Dr. Skibbe (UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg)
Frau Stolarski (AHPR Nds.)
Herr Stümpel (Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur Hannover)

Entschuldigt:
Frau Andresen (Stadtbibliothek Hannover)
Herr Bassen (Büchereizentrale Lüneburg)
Frau Rath-Beckmann (Staats- und Universitätsbibliothek Bremen)
Herr Schulz (Johannes a Lasco Bibliothek der Großen Kirche zu Emden)
Herr Dr. Teßmer (Bibl. d. Nds. Landtages/AG Hannoversche. Behördenbibliotheken)
 
 

TOP 1: Begrüßung
Die Vorsitzenden der Beiräte, Herr Dr. Oehmig (Sachsen-Anhalt) und Herr Prof. Mittler (Niedersachsen) begrüßen Herrn Dr. Eichler, Staatssekretär im Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, sowie die Mitglieder der Beiräte und weiteren Gäste der gemeinsamen Sitzung.

Herr Dr. Müller vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung begrüßt die Teilnehmer im Namen des gastgebenden Hauses und stellt das Institut kurz vor.

Anschließend begrüßt Herr Dr. Eichler die Beiratsmitglieder und Gäste aus den Ländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
 
 

TOP 2: Schwerpunkte der künftigen Entwicklung wissenschaftlicher Bibliotheken
In seinen Ausführungen umreißt Herr Dr. Eichler die tiefgreifenden Veränderungen in den wissenschaftlichen Bibliotheken im Zusammenhang mit dem notwendigen Strukturwandel an den Hochschulen des Landes. Dieser Prozeß wurde konstruktiv und engagiert durchgeführt, ohne dass er schon abgeschlossen ist. Gerade die Umstrukturierung der beiden Universitäten und die Neugründung der Fachhochschulen des Landes, z.T. mit einem kompletten Neuaufbau bzw. dem Aufbau ganzer Fachbereiche verbunden, erfordern eine umfangreiche Erneuerung und Erweiterung des Literaturbestandes, der für die wissenschaftliche Arbeit unabdingbar ist. Für den Ausbau und die Modernisierung des Bibliothekswesens wurden ab 1990/91 für einen 12-jährigen Zeitraum über 110 Millionen DM aus Bundes- und Landesmitteln bereitgestellt, zusätzlich zu den regulären Erwerbungsmitteln. Allein aus Büchergrundbestandsmitteln konnten in den Jahren von 1991 bis 1998 insgesamt ca. 2 Millionen Bände erworben und den Nutzern zu Verfügung gestellt werden. Diese immense Arbeitsleistung war nur durch den Einsatz der Bibliotheksautomation möglich, die untrennbar mit der engen Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen verbunden ist. Insbesondere ist hier der GBV mit seinem umfangreichen Dienstleistungsangebot zu nennen. Herr Dr. Eichler dankt allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.

Des weiteren geht Herr Dr. Eichler auf die lokalen Besonderheiten im sachsen-anhaltischen Bibliothekswesen ein. Zu nennen sind vor allem die umfangreichen und wertvollen Altbestände und das Sondersammelgebiet an der ULB Halle. Solche "Spezialitäten" sind, wie am Beispiel der Ansiedelung des Max-Planck-Institutes für ethnologische Forschungen in Halle, durchaus wichtige Entscheidungskriterien für eine Standortwahl. Gleichzeitig wird somit wiederum die Wissenschaftsentwicklung vor Ort nachhaltig beeinflußt. Er verweist weiterhin auf die z.T. noch vorhandenen komplizierten räumlichen Bedingungen. Die Sanierung der Hauptbibliothek der ULB in Halle mit einem Finanzrahmen von 25 Millionen DM und der Neubau des Juridicums mit einer in jeder Hinsicht modern ausgestatteten Bibliothek sind nur stellvertretend für die vielfältigen Baumaßnahmen zu nennen. Der Umbau der Hauptbibliothek der UB Magdeburg (Volumen 7 Mio. DM) wurde mit der Übergabe des letzen Bauabschnittes im Januar 1998 abgeschlossen. Inzwischen laufen bereits die Planungen für den Bibliotheksneubau mit einem Gesamtvolumen von 62,5 Mio. DM. Der Baubeginn soll noch Ende 1999 erfolgen.

Ferner hebt Herr Dr. Eichler die Notwendigkeit der Aus- und Fortbildung der Bediensteten in den Bibliotheken hervor. In Sachsen-Anhalt wurde ein vom Bibliotheksbeirat vorgelegtes EDV-Schulungskonzept auf den Weg gebracht und dient derzeit dem Hauptpersonalrat in Niedersachsen als Beispiel bei der Erarbeitung eines eigenen Modells..

Abschließend verweist Herr Dr. Eichler nochmals auf die überaus gute und kooperative Zusammenarbeit beider Länder, die ihren Ausdruck u.a. auch in den nunmehr 9. Gemeinsamen Bibliothekstage in Winsen (Luhe) finden. Er versichert, die Bibliotheken bei den vielfältigen künftigen Aufgaben wie Multimedia oder der aktiven Gestaltung einer virtuellen Bibliothek zu unterstützen.

Etatentwicklung, Globalhaushalte, Budgetierung
(Diskussionsgrundlage: Dr. Oehmig)

Herr Dr. Oehmig spricht zu einigen Aspekten der Etatentwicklung. Er geht davon aus, dass der eigene Bestand einer Bibliothek als Ergebnis der Umsetzung der Erwerbungsetats über einen längeren Zeitraum eine ganz wichtige Größe bei der Literaturversorgung der eigenen Hochschule wie auch anderer Einrichtungen im Rahmen der Zusammenarbeit der Bibliotheken ist. Bestandsaufbau und Erwerbungsetat sind eng miteinander verknüpft, wobei beim Etat neben der absoluten Höhe Kontinuität in der Bereitstellung von Bedeutung ist.

Die allgemeinen Ausführungen ergänzt Dr. Oehmig insbesondere durch die konkreten Planungen für die Etatentwicklung der UB Magdeburg. Anhand konkreter Zahlen zur Entwicklung des Titel 523 01 fällt besonders der Ansatz für den Etat 2000 mit nur 523.800 DM (- 2.087.200 DM) ins Auge. Herr Dr. Oehmig richtet angesichts der drohenden Einschnitte im Dienstleistungsangebot der Universitätsbibliothek die Bitte an der Staatssekretär, diese Vorgabe nochmals zu überprüfen.

Dr. Oehmig geht dann auf die Entwicklung der Mittel zum Aufbau von Büchergrund-beständen an den sachsen-anhaltischen Hochschulbibliotheken ein, die planmäßig rückläufig sind und 2002 bzw. 2003 auslaufen. Dieser rückläufigen Entwicklung ist bisher nicht durch eine entsprechende Erhöhung der regulären Mittel begegnet worden. Mit der Umschichtung des Landesanteils zur Gegenfinanzierung der Büchergrundbestandsmittel in Höhe der für den Haushalt 2000 vorgesehenen Jahresrate könnte verhindert werden, dass der systematische Bestandsaufbau abgebrochen werden muß. Ohne Erhöhung der Etatmittel nach Auslaufen der HBFG-Finanzierung ist eine den Anforderungen von Studium, Lehre und Forschung genügende Literatur- und Informationsversorgung nicht mehr zu gewährleisten.

Anschließend informiert Dr. Oehmig über Maßnahmen der sachsen-anhaltischen Bibliotheken zum effizienten Einsatz der Mittel: Kauf der Literatur bei preisgünstigen Anbietern und Nutzung der Ressourcen über verstärkte Kooperation und Konsortiallösungen. Grundlagen für die Bemessung der Bibliotheksetats sollen durch eine AG des Beirates geschaffen werden, die für dieses Problem eine pragmatische Lösung vorbereiten soll.

Multimedia, Digitalisierung
(Diskussionsgrundlagen: Dr. Schnelling, Prof. Dr. Krug)

Herr Dr. Schnelling legt den Schwerpunkt seines Beitrages auf die Vorhaben und Projekte zur Digitalisierung an der ULB in Halle. Bisher blieben diese Projekte jedoch auf die Digitalisierung von Bildern und Texten beschränkt. So wurde die Digitalisierung des gesamten alphabetischen Kataloges der ULB in Halle und der UB Magdeburg Ende 1998 abgeschlossen. Beide Kataloge sind als Imagekataloge auf dem Server der ULB erreichbar (http://zkat.bibliothek.uni-halle.de bzw. http://zkat.bibliothek.uni-halle.de/md-kat). Mit der Digitalisierung des "Strumpfbandkataloges" wird die letzte Lücke in der Online-Verfügbarkeit des Bestandes der ULB in Halle geschlossen. Ein weiteres Projekt ist die Digitalisierung des "Hartwig-Kataloges", d.h. des systematischen Bandkataloges bis 1962. Inzwischen wurde auch mit der Digitalisierung historischer Datensammlungen (Altkarten und Nachlässe) begonnen. Die Imagekataloge sind mit einer Bestellkomponente ausgestattet. Weitere Projekte sind vorgesehen. Informationen dazu sind unter der URL http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/altkt bzw. http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/nachlaesse nachzulesen. Herr Dr. Schnelling verweist auch auf den von der ULB in Halle angebotenen kostenlosen universitätsinternen Dokumentlieferdienst HARIEL (Halle-ARIEL), der gegenwärtig mit insgesamt 7 ARIEL-Stationen betrieben wird. Zu den künftigen Aufgaben der ULB zählt Herr Dr. Schnelling die Digitalisierung von Tönen und Videos, beispielsweise im Bereich der Orientalistik. Ferner informiert er darüber, dass die Landes-Hochschul-DV-Kommission des Landes Sachsen-Anhalt (LDVK) die Einrichtung eines Archivservers an der ULB befürwortet hat. Der Kostenrahmen für dieses Projekt beläuft sich auf 1,1 Mio. DM. Das Gutachten zum HBFG-Antrag wird für Anfang Oktober erwartet.

Im Bereich der Lernsoftware wurde in Halle ein Projekt mit einem finanziellen Rahmen von 250 TDM ausgelobt. Herr Dr. Schnelling sieht die künftigen Aufgaben der ULB u.a. in der Entwicklung und im Aufbau eines Multimediaschwerpunktes für Sachsen-Anhalt.

Herr Prof. Dr. Krug informiert in seinem Diskussionsbeitrag über folgende Schwerpunkthemen:
- Katalogisierung von Bibliotheksbeständenaus der Industrie im Rahmen einer Strukturanpassungsmaßnahme (SAM)
- Normenservice für die Industrie – Ein Drittmittelprojekt
- Betriebsführungsvertrag zwischen der FH Merseburg und DOW Chemical zur Übernahme der ehemaligen BUNA-Bibliothek

Herr Prof. Krug berichtet über die Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Chemiekonzern DOW Chemical. Im Zusammenhang mit der Übernahme der Firmenbibliothek wurde eine Schnittstelle zwischen der Hochschule und dem Unternehmen geschaffen. Die Hochschule ist somit auch im Intranet des Unternehmens präsent. Anzumerken ist, dass DOW Chemical 180 Mitarbeiter im F/E-Bereich beschäftigt, die ein nicht unwesentliches Nutzerpotential darstellen. Auch im industriellen Bereich ist der Trend zum virtuellen Nutzer erkennbar.

Diskussion
In der anschließenden Diskussion zum Beitrag von Herrn Dr. Oehmig bezeichnet Herr Dr. Eichler den genannten Ansatz für den Titel 523 01 im Kapitel 06 11 im Haushaltsjahr 2000 für die Universitätsbibliothek Magdeburg als technischen Fehler, der beseitigt werden soll. Zum Globalhaushalt verweist Herr Eichler auf den Modellversuch an den Fachhochschulen des Landes. Mit Blick auf die auslaufende HBFG-Förderung für den Aufbau von Büchergrundbeständen erklärt Dr. Eichler, dass in Sachsen-Anhalt bereits mit Herrn Dr. Heeg abgestimmt wurde, den Bibliotheken den Landesanteil von 50% der derzeitigen Büchergrundbestandsmittel auch nach Ablauf des Förderungszeitraumes zukommen zu lassen. Weiterhin informiert Herr Dr. Eichler auch über das Vorhaben seines Hauses, angesichts der Zahl der Studienzulassungen in den neuen Bundesländern die Hochschulentwicklungpläne kritisch zu beleuchten.

Weitere Diskussionsbeiträge unterstreichen die gegenläufige Entwicklung von Erwerbungsetats und Kosten besonders im Zeitschriftenbereich und befassen sich mit möglichen Mechanismen, dieser Entwicklung entgegen zu wirken: Herausgabe von Zeitschriften durch die Wissenschaftler selbst, durch wissenschaftliche Gesellschaften u.ä. Herr Havekost macht das Wechselspiel zwischen Globalhaushalt, Leistungskriterien und Publikationsflut mit immer höheren Kosten deutlich und fordert dazu auf, dieser Kostenspirale entgegenzusteuern. Herr Prof. Mittler macht darauf aufmerksam, dass Bibliotheken aufgrund ihrer Einbindung in Verbünde trotz Globalhaushalt der jeweiligen Hochschule kein Inseldasein führen können, sondern regionale und überregionale Aufgaben wahrzunehmen haben. Ferner verweist er auf das vorgesehene Zeitschriftensicherungsprogramm in Niedersachsen, dass das Ziel verfolgt, möglichst viele Titel im Bestand zu halten. Dieses Programm könnte auch auf den Verbund ausgedehnt werden.

Angesichts des existierenden Mißverhältnisses zwischen der Hochschulautonomie einerseits und regionalen bzw. überregionalen Aufgaben sowie per Gesetz festgeschriebenen Aufgaben der Hochschulbibliotheken andererseits wäre es wünschenswert, zusätzliche (ergänzende) zentrale Mittel, z.B. für Datenbanken, für die Hochschulbibliotheken zur Verfügung zu stellen. Herr Prof. Brandes macht in dieser Diskussion auf das Mißverständnis zwischen der Hochschulautonomie und den zu lösenden überregionalen Problemen aufmerksam. Die Hochschulen befinden sich in einer permanenten Wettbewerbssituation. Es gilt, das eigene Profil zu schärfen, was sich wiederum auf die Literaturversorgung im weitesten Sinne auswirkt. So werden Schwerpunkte aufgebaut und ggf. wieder zurückgebaut. Hier sollten gewisse Grundvoraussetzungen auf Landesebene geschaffen werden. Herr Havekost verweist ebenso auf den Konflikt zwischen der Hochschulautonomie und den im Gesetz festgeschriebenen staatlichen Aufgaben. So ist die Abbestellung einer preisintensiven Zeitschrift an mehreren Standorten i.d.R. mit einer erheblichen Preissteigerung für die verbliebenen Abonnenten verbunden. Eine Nutzung über entsprechende Dokumentenlieferdienste ist wiederum personalintensiver und damit nicht unbedingt billiger. Das Modell muß daher detailliert durchgerechnet werden, um hier zu grundsätzlicheren Entscheidungen zu kommen.

Herr Dr. Janson vertritt die Ansicht, dass über die Budgetierung beide Probleme steuerbar seien. Budgetierung schafft Klarheit, bedeutet aber wiederum nicht, dass alle Mittel auf die Hochschule übertragen werden müssen. Weitere Mittel können über die Projektförderung eingeworben werden.

Im weiteren Verlauf wird die Frage diskutiert, zwischen welchen Institutionen/Einrichtungen und in welcher Form Zielvereinbarungen abgeschlossen werden sollten. Staatssekretär Dr. Eichler befürwortet den Abschluß von Zielvereinbarungen als strategisches Mittel zur Sicherstellung der Literaturversorgung an den Hochschulen. Das Kultusministerium werde sich im gerade beginnenden Prozeß hierfür einsetzen. Herr Dr. Heeg ergänzt, dass Zielvereinbarungen auf zwei getrennten Ebenen abzuschliessen sind:

Auch in Niedersachsen sind entsprechende Bestrebungen in Vorbereitung, konkrete Beispiele hierzu existieren noch nicht.

Im zweiten Teil der Diskussion werden die Themen interaktive Lehr- und Lernmittel, Multimedia und Zusammenarbeit mit der Industrie auf der Basis der Vorträge von Herrn Dr. Schnelling und Herrn Prof. Dr. Krug erörtert.

Herr Havekost verweist auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrates auf dem Gebiet Multimedia. Er sieht bei der Anwendung von Multimedia in den Bibliotheken u.a. das Problem, dass seitens der Bibliothekare nur geringes Interesse und zu wenig Kenntnisse vorhanden sind. Bei der derzeit gängigen Lernsoftware reichen die Anwendungen in der Bibliothek von einfachen CD-ROM über betreute Kurse auf Servern bis hin zu umfangreichen Simulationspaketen (Beispiel: Virtuelle Fabrik). Wichtig ist hierfür die Bereitstellung leistungsfähiger Netze. Multimediale Lehrinhalte erfordern zudem große Speicherkapazitäten. Weitere offene Fragen sind: Wer erarbeitet multimediale Lehrinhalte, wie und wo werden sie angeboten? Was gibt es an multimedialen Angeboten in der Bibliothek, an der Hochschule oder weltweit? Welche Nutzungsbedingungen sind zu beachten ? Wer schult die Nutzer?

Anschließend wird über einige Projekte informiert:

verfolgt, das weltweite Angebot an multimedialen Lehr- und Lernmitteln zu eruieren und dann im Ergebnis landesweit ausgewählte Multimedia-Produkte anzubieten (Herr Havekost) Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde Bezug auf die Frage genommen, inwieweit Bibliotheken Partner oder Dienstleister für die Industrie sein können. Herr Rosemann verweist dazu auf eine nunmehr 40-jährige Erfahrung der UB/TIB Hannover als Dienstleister für die Industrie. Zur Weiterentwicklung des Informationsangebotes wird die Kooperation mit den Fachinformationszentren und anderen Verbünden angestrebt, weiterhin auch mit Agenturen und Informationsbüros im Zusammenhang mit Wissenstransfer. Auch ist zu erkennen, dass große Unternehmen ihre Bibliotheken outsourcen und sie der UB/TIB zur Übernahme anbieten und stattdessen die Dienstleistungen gezielt "einkaufen".

Herr Dr. Janson verweist in diesem Zusammenhang auf die völlig andere Herangehensweise in Merseburg. Die Bibliothek der FH Merseburg spielt hier eine Vorreiterrolle. Ziel ist es u.a., die Informationsvermittlung auf höherem Niveau bei praxisbezogener Ausbildung an der FH anzubieten. Die Synergieeffekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft werden so vorteilhaft genutzt. Herr Dr. Eichler verweist dazu auf das Pogramm EFRE III zur wirtschaftsnahen Förderung der Infrastruktur hin.
 

In seinem Schlußwort dankt Herr Dr. Eichler für den interessanten Meinungsaustausch und faßt die inhaltlichen Schwerpunkt zusammen:

Herr Prof. Mittler dankt den Kolleginnen und Kollegen des gastgebenden Beirates für die Organisation und Durchführung der Veranstaltung.

Herr Dr. Oehmig schließt die gemeinsame Beiratssitzung.